Vollbremsung

So liebe Freunde vom Deutsche Bahn Personenverkehr. Das ist also eure neue Taktik! Erst in Sicherheit wiegen und dann zuschlagen!

Ich hätte gestern schon auf der Hinfahrt nach Frankfurt skeptisch werden müssen. Nur 45 Sekunden Verspätung bei der Ankunft am Hauptbahnhof in der Mainmetropole - das ist doch nicht normal!!

Und auf dem Rückweg heute konnte ich sogar einen ICE früher nehmen. Seine 5-minütige Verspätung reichte aus, damit ich ihn erwischen konnte. 

Und dann das! Die Schrottkarrre bleibt auf dem Weg nach Hannover 3-4 mal stehen und erst nach jeweils mehr als 5 Minuten geht es weiter. Und so schmilzt meine eigentlich mehr als üppige Umstiegszeit in Hannover wie das Eis in der Sonne dahin. Mein regelmäßiger Blick in eure App zeigt: Knapp, aber mit dem üblichen Vollsprint in Hannover könnte es noch gerade glücken! 

Dann aber kurz vor Hannover eine Vollbremsung auf offener Strecke. Und so eine Bremsung von 250 km/h auf Null ist nicht wirklich witzig. Meinem Sitznachbarn schmeißt es dabei sein Weizenbier auf die helle, beigefarbene Hose. Eine besonders tolle Darbietung bietet den staunenden Fahrgästen die Schaffnerin, die gerade Schoko-Lekkerlis verteilt. Leider geht ihr doppelter Rittberger schief, so das sie mitsamt ihrem Tablet der Länge nach in den Durchgang rasselt. Mithilfe zweier Fahrgäste rappelt sie sich wieder auf und sammelt die Schokolade zusammen - die hat sich fast im gesamten Großraumwagen verteilt.

Mein Nachbar flucht und versucht das Drama auf seiner Hose mit Servietten und Taschentüchern, die ich ihm freundlicherweise reiche, in den Griff zu bekommen. So richtig gelingt ihm das nicht, sieht einfach dämlich aus - getreu dem alten Bahnfahrermotto: „Haste nen halben Liter Weizen im Schritt - biste wirklich fit!“

Nach einigen Minuten die Erklärung per Durchsage des Schaffners: „Aufgrund einer technischen Störung an den Signalen musste der Zug einmal abgebremst werden. Die Störung sollte jetzt allerdings behoben sein, in wenigen Minuten wird unsere Fahrt fortgesetzt!“

Hmm, diese Formulierung führt nicht unbedingt dazu, dass ich mich entspannen kann. „... sollte behoben sein...“.

Dann kurz vor Hannover das Wunder! Der Schaffner verkündet stolz, dass der IC nach Amsterdam (mein Anschlusszug) doch tatsächlich wartet! Sauber - Respekt liebe Bahn! Ihr habt dazugelernt!

Ganz entspannt rüste ich mich für den Ausstieg und stehe schon vor der Zugtür, als der Zug aus langsamer Fahrt mit einem Ruck zum Stillstand kommt! Oh nein - wir sind doch schon in Hannover und stehen kurz vor dem Hauptbahnhof!

Hektische Gedanken schießen mit durch den Kopf! Wenn das hier noch dauert - wird mein Anschluss dann noch warten??

Und wieder meldet sich der Schaffner mit einer tollen Erklärung! Auf unserem Gleis im Hauptbahnhof steht ein defekter Zug und blockiert somit die Einfahrt! Es wird jetzt versucht, diesen Zug aus dem Bahnhof zu rollen. Falls dass nicht gelingt, müssen wir noch 5 Minuten warten, bis wir am Nachbargleis einfahren können! Ach du je!

3 Minuten und nix passiert! Mir dämmert was los ist, als der Schaffner verkündet, dass wir unmittelbar vor Einfahrt in den Hauptbahnhof stehen! Die Karre ist also tatsächlich auf unserem Gleis verreckt! 

Aber was bedeutet das für mich? Wartet mein Zug weiterhin?? Werde ich es mit einem Sprint durch den Hauptbahnhof noch schaffen? 

Und wieder wendet sich unser neuer Freund über das Bordmikrofon an seine gutgelaunten Zuhörer: „Aufgrund unseres kurzen Stopps kann der IC nach Amsterdam leider nicht auf uns warten!“

„... leider nicht warten...“ Na prima, ich habe es ja fast geahnt! Aber Glück im Unglück! Die Alternative fährt schon in 30 Minuten - somit wäre ich nach wie vor früher zuhause als geplant!

Wir erreichen den Hauptbahnhof 3 Minuten nach Abfahrt des IC!! 3 Minuten Verspätung reichen aus, das der Anschlusszug nicht mehr warten kann? DB Personenverkehr Ich selbst habe schon 30 Minuten Verspätung und wegen lächerlicher 3 Minuten lasst ihr den Zug vor meiner Nase abfahren?? Nein wirklich, das wäre den Fahrgästen auch nicht zuzumuten gewesen! Ich glaub es einfach nicht!

Aber egal, die App sagt mir, dass meine Alternative pünktlich in 30 Minuten fährt, also schlendere ich entspannt zum Gleis. 

Und hier erwartet mich die nächste Überraschung! Dieser Zug hat aufgrund technischer Probleme 20 Minuten Verspätung!! Na toll, heute läuft es wieder!

Somit fährt mein ursprünglich gebuchter Zug doch tatsächlich nur 1 Minute später in Hannover ab und kommt auch noch 20 Minuten früher in Minden an, da es ein IC und kein RegionalExpress ist!

 

Nach einem tiefem Seufzer entschließe ich mich also den im Vorfeld gebuchten Zug zu nehmen und „genieße“ die Stunde Wartezeit auf dem Hauptbahnhof in Hannover in der Sonne!

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